lichtsüchtig


Walser hat mich auch heute wieder inspiriert seinen Gedanken zu folgen und weiterzudenken...und wo wären diese Gedanken nicht besser platziert als in meinem Blog?!

Martin Walser: "Wir sind alle lichtsüchtig"

Das Licht zieht uns an wie Motten.
Soviel wie möglich an Sonnenstrahlen erhaschen, denn Sonne bedeutet Glücksgefühl. Mag sein dass es einige gibt, die angeben den Nebel, die Melancholie und die Dunkelheit der kalten Jahreszeit zu bevorzugen. Doch auch diese Menschen werden es nicht bestreiten, dass in kleiner Sonnenstrahl das ganze beschissene Leben grundlos erhellen kann...
Wir streben also zum Glück, wollen immer mehr davon, ohne zu erkennen, dass das Unglück nicht unbedingt schlecht für uns sein muss.
ER, aber besonders SIE versuchen oft alles noch mehr zu verbessern: die eigene Situation, die der Freundin, die Beziehung und natürlich das eigene Leben. Ihr Ziel: mehr Licht! SIE vergleicht andere: Sind sie glücklicher? Warum? Sie wird ehrgeizig und unzufrieden. Das Streben nach Glück macht unglücklich. Oder auch nicht!?
Was noch gegen dieses Streben spricht ist das Ziel: vollkommenes Glück, das ultimative Licht. "Gott" (aber nicht nur der christliche) wird oft als Licht bezeichnet. In der Bibel ist öfters zu lesen, dass der Mensch es nicht ertragen kann, Gott/Jesus direkt anzusehen, da er so hell strahlt (siehe z.B.: kurzfristige Erblindung von Paulus). Sieht man es also aus religiöser Sicht, schlussfolgere ich daraus, dass uns das vollkommene Glück im Hier und Jetzt (ja, es klingt schrecklich) nicht vergönnt ist. Wir sind einfach nicht imstande so zu empfinden.
Und daher verbrennen wir wie Motten, wenn wir nach dem Licht streben. Wie Motten an der heißen Lampe. Wir erschrecken und erkennen doch nicht. Wie Süchtige versuchen wir es weiter und weiter und streben unbeirrbar wie Motten zum Licht...

tja, zu was man/frau sich in der Straßenbahn alles Gedanken machen kann...

Kommentare

Joey hat gesagt…
Ich bin auch der Meinung, dass es vollkommenes Glück, bzw. das "ultimative Licht" nicht gibt. Wir erleben vielleicht gelegentlich Momente, in denen wir uns als vollkommen glücklich bezeichnen würden, aber ich halte das für eine (zugegebenermaßen sehr schöne) Illusion.
Denn würde "vollkommenes Glück" nicht auch "dauerhaftes Glück" bedeuten? Oder anders gefragt: Wäre Glück überhaupt vollkommen, wenn es nicht auch anhalten würde? Niemand kann dauerhaft glücklich sein...

Aber ich glaube, dass das Streben nach Glück nicht unbedingt unglücklich macht.
Es kommt auf die Ausgangssituation an. Bist du zumindest "zufrieden", macht dich die Suche nach dem Licht weniger unglücklich, als wenn du in absoluter Dunkelheit sitzt und verzweifelt nach einem Lichtstrahl suchst. Ich wills mal mit Geld vergleichen: Wenn du genug zum Leben hast, brauchst du nicht unbedingt mehr - nagst du aber am Hungertuch, bist du vom Geld abhängig und unglücklich im Streben nach mehr.

Generell würde ich über das Streben nach Glück dasselbe sagen, wie über das Leben überhaupt - der Weg bildet das Ziel. Denn würde es nicht auch wieder unglücklich machen, wenn man ans Ziel und damit ans Ende des Weges gelangt wäre? Wenn man nichts mehr hat, das man erreichen will?
Joey hat gesagt…
da sieht man mal, was rauskommt, wenn ich eigentlich lernen sollte =)