ueber fallende gewissheit und unproduktive produkte

Es ist halt doch alles ganz anders hier in russland. Vom wetter mal abgesehen. Das p ist hier ein r. das n ist ein p. das mensa-essen ist gut und billig. Cool ist hier was chic ist, wogegen leger bei uns wiederum cool ist. Ueberhaupt schauen sie immer so boese, die russen. Sogar bei mir, der engelsgleichen unschuld vom lande. Hier machen drei leute die arbeit eines computers, fuer deren lohn wir nicht ansatzweise den computer bezahlen koennen. Auf den strassen sieht man nicht in die schaufenster, sondern achtet auf die schlagloecher, sich stets mit einem bangen gefuehls der schnee-lawinen auf den dachvorspruengen gewiss. Hier kauft man auch keine lebensmittel, sondern produkte. Kauft man hier wirklich produkte, heisst das dann auch produkte. Hier ist man aber nicht verwirrt, hier lernt man taeglich, muss man auch. Zum beispiel, dass regeln dazu da sind, um eingehalten zu werden und, dass sich sinn und unsinn in der buerokratie nicht wiedersprechen sondern paaren und kleine buerokratie-schikanen zeugen .
Und doch erinnern mich die unzaehligen kritzeleien auf meinem block auch an manch langweilige stunde an der fh, die heutige beige-graue, undefinierbare sauce auf meinem reishaufen an die liebe kleine mensa, das mulmige gefuehl in meinem magen, waehrend ich mich an die feuchten haltegriffe im bus klammere, an die fahrkuenste und hygienezustaende in der gvb und das regelmaessige facebook-statusmeldung-stalking an medienrecht-einheiten.
Im grunde ist halt doch alles gleich hier in russland. Auch wenn ich euch jetzt enttaeusche, aber die neue umgebung macht mich auch nicht zu einem anderen menschen. Weder werde ich hier mein schokoladen-laster los, noch bin ich motivierter, mein gehirn mit wissen zu fuellen. Aber hey, ich kann euch etwas troesten: das wetter ist hier wirklich anders als daheim …

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