Weniger Kunst braucht diese Welt.

Am Samstag, den 21. November 2009, um ca. 15:45 Uhr MEZ stelle ich mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Nicht, dass ich mein Leben hinterfrage - das mache ich gewöhnlich nur ab 24:00, an Sonntag-Abenden oder an Plätzen mit schöner Aussicht. Nein, diese Sinnfrage bezieht sich viel eher auf eine Herausforderung, eine Aufgabe, die sich da vor mir am Laptop ausbreitet und seit Tagen meine Gedanken in seine Richtung zwingt. Kurz, ich frage nach dem Sinn von Kultur-Berichterstattung - konkret meine ich damit den fragwürdigen Sinn von Künstler-Interviews.

Von Subjektiver Sinnhaftigkeit und Schlechten Metaphern

Seit Jahren will ich Journalistin werden. Nichts hat mich bisher von diesem Wunsch abgebracht. Vielleicht der eine oder andere liebäugelnde Blick mit den Public Relations. Für den einfachen Weg bin ich aber trotzdem nur wenn es ums Wandern geht zu begeistern.

Jetzt da ich jedoch ein Künstler-Interview vor mir habe - 5-10 Fragen über Werke und Wirken, fühle ich mich wieder in meine Kindheit zurückversetzt.
Damals, als mein lieber Bruder, seine Freunde und ich diverse Mutproben meisterten und komischerweise immer die kleine Schwester zuerst über den 500 Meter tiefen und 60 Meter breiten Strom springen musste.
Alles ist subjektiv. Verständlich. Und Kunst, und da wird mir hoffentlich jeder zustimmen, ist so subjektiv wie die Schönheit des Lebensabschnittspartners an einem frühen Montag-Morgen. Und Künstler sind so schwierig, dass mir nicht einmal eine halbwegs beschreibende Metapher dafür einfallen will.


Ich frage mich - Ich frage euch


Kann man Künstler nicht einfach Künstler sein lassen, sich ihre Kunst über dem Ehebett aufhängen oder in Safes einsperren und die Frage nach dem Warum kurz und bündig mit "DARUM" beantworten? Warum müssen diese immer nach ihren Beweggründen gefragt werden? Warum müssen Sie einen Beweggrund haben? Warum ist es wichtig, ob der versoffene, perverse und impotente Protagonist autobiographische Züge erkennen lässt oder der Autor sich doch nur alles ausgedacht hat um sein tägliches Bier bezahlen zu können?

Die Sinnhaftigkeit eines Künstler-Interviews besteht wenn schon darin, dank der bissigen Antworten und beleidigten Reaktionen das Rückgrat des Journalisten zu stärken. Vielleicht erhascht man aber auch einmal ein geklautes, umformuliertes Zitat aus des Künstlers Mund, interpretiert es als dessen VÖLLIG NEUE ART, DIE WELT ZU SEHEN und bringt es auf die Titelseite. Aber von wegen Titelseite. Es wird schon einen Grund haben, warum die Kultur-Ressorts in einer Zeitung hinten zu finden sind.

Kunst ist ein Konsumgut wie jedes andere Ding auch. Oder nicht? Ich könnte genau so gut einen Gärtner interviewen, der gerade eine Lilie mit einem Tannenbaum gekreuzt hat. "Sehen Sie sich eher als Existenzialist oder würden Sie sagen, dass Sie doch Nähe zum Naturalisten empfinden?" Was, wenn er keine Antwort darauf hat?

Vielleicht macht er einfach seine Arbeit oder er tut, weil er es tun muss, weil er es tun will, weil es für ihn Sinn macht. Und wahrscheinlich hat er sich noch nie zuvor etwas dabei gedacht?
Nun, das wäre für mich dann ein Grund, ihn zu interviewen.

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