Ab dem heutigen Tag muss der Seniorenbund einen Newsletter weniger verschicken. Für ihn ist es nichts Besonderes. Irgendeine Sekretärin wird irgendwo in Wien vermutlich an einem Computer sitzen. Mit einem simplen Mausklick ist die Adresse gelöscht. Erledigt.
Als ich zwischen dem Südtiroler-Platz und dem Jakominiplatz in Graz vom Tod meines Großvaters erfuhr, wünschte ich mir diesen simplen Mausklick herbei. Doch zuviele Erinnerungen, zuviele Emotionen und zuviele Gedanken hinderten mich an dem Festplattenupdate in meinem Gehirn.
Ich habe meinen Großvater geliebt. Nicht weil er es etwa verdient hätte, sondern weil es sich nunmal so gehört. Weil es nun mal so war. Diese Begründungen werden einem schon früh eingeprägt. Respekt und Ehrfurcht vor den Älteren. Etwas, dass ich nur zu oft hinterfrage und schließlich doch resigniere.
Sie lassen sich einfach nicht löschen. Diese verdammten Dateien. Die Videos, O-Töne und Bilder von dem grauhaarigen Mann. Bucklig. Fahl. Alt.
Als ich klein war, hatte ich Angst vor ihm. Später habe ich erst gemerkt, dass er ein Mensch war. Dann habe ich ihn nicht verstanden und das tue ich auch heute noch nicht.
Ich kann nichts schön reden, deshalb schweige ich besser ab hier...
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