Marktlücken im Ground Zero der Pietätlosigkeit
Die Provokation ist eine demokratische Nebenwirkung. Demokratie ist Partizipation. Und wo Partizipation selbstverständlich wird, ist Provokation nicht weit. Doch ist Provokation deshalb immer sinnvoll? Nehmen wir das Beispiel 11.September 2001. Eine Musikfirma benützt dieses schwarze Datum als Werbemittel.
Die logische Konsequenz daraus: Viele fühlen sich durch diese Werbung provoziert und verletzt. Wo sind hier Taktgefühlt und Pietät geblieben? Besonders in der Werbebranche werden diese Begriffe unterschiedlich interpretiert. Die unpopuläre Kunst des Pietismus zu beherrschen ist leider nicht jedem vergönnt.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee mit einem Terroranschlag ein Produkt anzupreisen? Warum haben manche Menschen keine Skrupel mehr, Angst und Leid für Werbezwecke zu verwenden? Dass sich alle Betroffenen in dieser kurzen Zeit emotional vom Schock dieser Tage erholt haben, ist unwahrscheinlich. Wenn Pietät wirklich schon so unpopulär geworden ist, wie geht es dann weiter? Machen wir bald Werbefahrten ins Konzentrationslager?
Ausschlaggebend ist hier wie so oft, der Kampf um Aufmerksamkeit im großen Tohuwabohu der Angebote. Als einer unter tausenden hat man es keineswegs leicht, die Masse zu erreichen. Der Ground Zero ist der Zielgruppe bekannt, die Schrecken sind immer noch nicht verdaut. Und Aufmerksamkeit bleibt Aufmerksamkeit. Ob man die Werbung nun gut heißt oder nicht. Ihr Ziel hat das Plattenlabel erreicht – Hauptsache ist, die Leute reden darüber, oder etwa nicht?
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