Randnotizen des Älterwerdens

Früher, da hast du noch mit den anderen in der Bar prokrastiniert,
heute sortierst du daheim deine Belege aus.
Über den Tagträumen von gestern lagen stets
diese schönen, rosaroten Filter. Und heute
aktualisierst du am Heimweg deine Mails.

Sich etwas gönnen roch früher
noch nach dem Kunstleder deiner neuen Handtaschen.
Heute packst du vorfreudig das Dampfbügeleisen aus.

Sturmfrei, das hieß früher noch
unbegrenzte Möglichkeiten.
Heute fällt dir schnell
die eigene Decke auf den Kopf.

Doch früher,
da war „zu meiner Zeit“ nie deine Zeit.
Da gehörte dir zwar die Zukunft,
doch die Gegenwart war dein kleines Wartezimmer.

Und weil dir die heile Welt schon immer unheimlich war,
freutest du dich auf den Ernst des Lebens,
der dich dann holen sollte. Und der
dir jetzt doch recht häufig
von der Seite zulächelt.

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