Von Bienen, Blumen und angefixten Adrenalinjunkies

Sibylle Hamann hat einen Lieblingsmoment. Und sie hat ihn in ihrer Rede "Von Bienen und Blumen" zur Sponsion des Instituts für Journalismus und Medienmanagement (im Wortlaut auf derStandard.at) wunderbar beschrieben. Mich hat sie dabei veranlasst, auf meine journalistischen Anfänge zurückzublicken, die so voller Ehrgeiz und unverwüstlicher Zuversicht gestrotzt haben, dass ich sie am liebsten im tragbaren Einweckglas konserviert hätte.

Niemals werde ich mein erstes Mal vergessen. Ich war sofort angefixt. Vom Drang immer mehr Interviews zu machen, Artikel zu schreiben und – eine gewisse Geltungssucht gehört wohl auch dazu – meinen Namen unter einem Text zu lesen:

Ich stand am Ausgang des Wochenmarktes, beim oberen Turm des kleinen Stadtplatzes. Hier müssen sie alle durch, dachte ich. Meine Hände schwitzten. Ich beobachtete alle Passanten und konnte mich doch nicht überwinden.Wildfremde Menschen ansprechen, sie befragen und dann auch noch fotografieren – meine erste Straßenumfrage für’s Lokalblatt erschien mir in diesem Moment als Mission Impossible. Die ersten zwei lehnten gleich einmal ab. Die nächsten erst als sie die Kamera bemerkten. Doch dann setzte mein Jagdinstinkt ein. Ich lauerte dem alten Mann beim Gemüsestand auf. Mit dem Stock würde er nicht weit kommen, dachte ich. Und alte Männer reden erfahrungsgemäß gern mit jungen Frauen, wusste ich schon damals. Meine Strategie hatte Erfolg, ich bekam meine erhoffte Antwort. Ab da gab es kein Zurück mehr für mich.

Dann die "große G'schicht" - der Zweispalter über's örtliche Laientheater. Unstoppable, baby! Ich sah mich schon als Karla Kolumna. Und natürlich bin ich mit meinem Moped zum Interview gefahren, habe zum ersten Mal eine Visitenkarte bekommen und weiß noch heute, wie sie aussah. Ein knappes Jahrzehnt später spür ich immer noch die Adrenalin-Zufuhr und schmunzel über die verkrampfte Ernsthaftigkeit, mit der ich diese ersten Schritte gemacht habe. Doch eigentlich hat sich seit damals nicht viel verändert.

Denn im Rausgehen auf die Straße, im Überwinden der "Grundscheu vor dem Neuen " liegt laut Sibylle Hamann der "Kern unseres Berufs."  Die Grundscheu äußert sich später in einer Art Trägheitsmoment und muss immer wieder auf's Neue bekämpft werden. Zum Glück, denn mit der Überwindung kommen die Erfolge und damit die Freude an der Arbeit. 

Und die Sucht will auch gestillt werden.


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