Mein Sommer von damals, für Sie schon heute!

Wisst ihr noch: die Sommer von damals? Die bekanntlich viel länger, wärmer, ja überhaupt viel schöner waren als heute? Aus denen wir gebräunt, gestärkt und geformt von neuen Begegnungen, kleinen Abenteuern und großen Erfahrungen in den Herbst gestartet sind. Tatsächlich sind diese Sommer niemals passiert - es sind lediglich geniale Leistungen unseres  Erinnerungsvermögens, das nur zu gern in die farbenfrohe Nostalgie-Kiste langt und die Kontraste erhöht. Denn auch wenn die kitschigschönen Teenie-Sommer am See passé sind, die richtig heißen Tage weniger werden und sich die scheinbar endlose Ferienzeit auf max. 2 Wochen beschränken muss, kommt mit jedem neuen Sommerbeginn die Hoffnung, dieses Jahr doch noch etwas Unvergessliches zu erleben. Und wer es schafft, die Neugierde von früher zu bewahren, hat auch jedes Jahr die Chance dazu. So geschehen bei mir diesen Sommer. Schuld daran waren ein Dorf und 30.000 Zigaretten ...

Alpbach, August 2014: "Festival der Wissensgesellschaft" - wie oft hab ich das wohl in den drei Wochen des Europäischen Forums Alpbach getippt? Als Assistentin für Presse und Kommunikation war es unter anderem meine Aufgabe, zu erklären, warum es sich lohnt dorthin zu kommen - auch, wenn das EFA mit den hohen Nasen in Salzburg oder den ungewaschenen Köpfen in St.Pölten wenig gemein hat.  Alpbach ist Treffpunkt für WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und ExpertInnen aus verschiedensten Fachbereichen, darunter Gesundheit, Hochschule, Technologie, Wirtschaft, Politik und Recht. Man trifft sich in Alpbach - mitten in den Tiroler Alpen - Nähe Reith, bei Brixlegg, bei Wörgl, also bei Innsbruck, in Tirol, Österreich...will sagen, es liegt ein bisserl abgeschieden. Aber die Reise lohnt sich! Doch jetzt mal Schluss mit der PR...

Wie es überhaupt dazu kam, dass sich seit 1945 tausende Menschen hier treffen, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen, lässt sich in diesem Video erfahren. Auch was 30.000 Zigaretten damit zu tun haben.

Alpbach in 60 seconds, by EFA's Media Academy 2014

Viel lieber möchte ich hier kurz erzählen, wie ich das diesjährige Forum hautnah erleben durfte. Den ganzen Trubel, die Reichen, Schönen, Klugen und Wichtigen ebenso wie die Unwichtigen, Wissenden und Wissbegierigen aus dieser neuen Perspektive zu sehen, war etwas Besonderes für mich als traumatisiertes Landkind, das die Dorf-Umgebung gewöhnlich doch eher mit eintöniger Folklore und alkoholisierter Sturheit verbunden hat. Unvergesslich daher für mich die Rede von EU-Außenbeauftragte Catherine Asthon kurz vor dem Ukraine-Gipfel in Minsk, der unterhaltsame Auftritt von Konzeptkünstler Christo, die eindringlichen Erinnerungen des Irakischen Autors Najem Wali, vor allem aber die persönlichen Gespräche mit jungen Leuten aus unterschiedlichsten Ländern - von Afghanistan, Japan, Moldowa oder Russland. In einem Volksschul-Klassenzimmer mit beeindruckenden Menschen sitzen zu dürfen, und keine Scheu zu haben in kleiner Runde mit ihnen zu diskutieren - das ist reinster Alpbacher Luxus.

Die besten Geschichten werden aber nach Mitternacht erzählt, bei den unzähligen - mal mehr und mal weniger noblen - Empfängen und bei den Parties, von denen es die drei Wochen so viele gibt, dass sie sogar den Zeitrahmen einer motivierten Studentin sprengen. Bildlich festgehalten sind viele dieser Alpbacher Momente von den genialen FotografInnen Luiza Puiu und Philipp Naderer auf dem EFA flickr-Stream, journalistisch von der eigens initiierten Medienakademie auf  www.alpbach.org/alpbuzz.

Auch unvergesslich: Mitbegründer Fritz Molden
 Etwas Folklore musste trotzdem sein - Tiroltag 2014
 Fensterloses Büro, dafür personalisierter Arbeitsplatz
 Es ist ein Kreuz mit dem guten Ruf: 
Konservativ & elitär - das ist zum Glück nur halbe Wahrheit über Alpbach
 Platzhirsche sind bei den Diskussionen auch unerwünscht
Das Motto 2014 war übrigens "At the Crossroads", ...

und 2015 wird sich alles um "InEqualities"drehen. Damit ist der heurige Sommer zwar vorbei, die Neugier auf den nächsten fährt aber tröstend mit nachhause.

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